Material Text Cultures
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B02

Wall, Recital Scroll and Grave. Changing Materialisations of Religious Texts in Ancient Egypt

 

former staff members

Teilprojektleiter Prof. Dr. Joachim Friedrich Quack
akademische Mitarbeiterin Daniela Christina Luft

 

 

 

ZIELSETZUNG

  • Darstellung und besseres Verständnis sozialpraktischer Binnenstruktur des religiösen Feldes im Alten Ägypten.
  • Erarbeitung eines Paradigmenwechsels in der Beschreibung einer vormodernen komplexen Gesellschaft.
  • Verbindung und Einbettung religiöser Vorstellungen und religiöser Praxis in ein Gesamtsystem aus Handlungen, Akteuren, Inhalten, Objekten und materieller Präsenz.
  • Beschreibung von Durch- und Übergangssituationen als Verbindung und Zusammenspiel von Vorstellungen und Praxis.

ZUSAMMENFASSUNG

Gegenstand des Teilprojekts:

  • Analysen von Texten, die relativ gleichartig in verschiedenen Räumen auftreten, im Tempelzusammenhang, als privat genutzte Rezitationsrolle und als Grabbeigabe.
  • Besonderes Augenmerk wird auf die praxisorientierten Angaben der Texte (z.B. Nachschriften) gelegt.
  • Es geht um die Ermittlung der jeweils involvierten sozialen Gruppen.
  • Ein substantiell besseres Verständnis des Osiris-Kultes ist zu erwarten.
  • Die leitende Frage aller Untersuchungen ist, Rezeptionsrichtungen und Mechanismen der Textproduktion im sozialen Feld „Religion“ besser zu verstehen.
     

a) Erste Förderphase: Ziele – Methoden - Ergebnisse
b) Vorträge
c) Tagungen / Workshops
d) Projekt-Publikationen
e) Zweite Förderphase: Vorhaben – Kooperationen

a) Erste Förderphase: Ziele – Methoden – Ergebnisse

Bei der Untersuchung von Texten und Bildern herrscht in der Ägyptologie noch immer die Fixierung auf theologische Inhalte vor. Demgegenüber haben wir in der ersten Förderphase Texte und Bilder als beschriftete Artefakte in den Blick genommen, deren Materialität und Präsenz Aussagen zu treffen hilft über ihre situativen Einbindungen und kontextuellen Verortungen. Neben Bedeutungszuschreibungen, die an diese Texte und Objekte historisch herangetragen wurden, haben wir die Strukturen (Institutionen und Akteure) und deren Vernetzungen in den Blick genommen, innerhalb derer die erhaltenen Texte des funerär-kultischen Bereiches produziert und rezipiert wurden. Die Rekonstruktion von sozialpraktischen Handlungen an einem Text in verschiedenen Kontexten des religiösen Feldes stand dabei im Fokus – und eine Reflektion über die Möglichkeiten, Bedingungen und Einschränkungen solcher Rekonstruktion, die bei einer rekonstruierenden Altertumswissenschaft wie der Ägyptologie durch die Art erhaltener Spuren bedingt sind.

Einzelne Arbeiten und Schwerpunkte

Der Projektleiter J. F. Quack edierte zahlreiche ägyptische religiöse Texte (u.a. Ersteditionen demotischer religiöser, literarischer und divinatorischer Texte) unter dem Fokus, welche Informationen über Situierung und praktischen Umgang die materiellen Eigenschaften der Textträger liefern (vgl. beispielsweise J.F. Quack / K. Ryholt, „The Carlsberg Papyri 11 Demotic Literary Texts from Tebtynis and Beyond“, Copenhagen (im Dr.)).

Die Rekonstruktion von Verwendungsszenarien mittels des Einbezuges der Materialität und Präsenz von schriftlich auf Objekten (Papyri, Stelen, Tempelwänden, Statuen etc.) niedergelegten Texten war Gegenstand der ersten monographischen Projektarbeit der Mitarbeiterin D. C. Luft. Für vier „Osiris-Hymnen“ – Textfamilien mit zahlreichen Einzelbelegen, die auf verschiedensten Trägermaterialien und in unterschiedlichen Kontexten belegt sind – ließen sich Textbiographien erstellen, verschiedene Überarbeitungsstufen und Verwendungszusammenhänge ließen sich (anhand Texteditionen, Synopsen, stemmatischer Untersuchungen zur Textgeschichte) rekonstruieren. Auffällig war dabei eine starke Interdependenz von Inhalten und Gestaltung der Artefakte mit ihren Funktionen, Bedeutungszuschreibungen und Verwendungen. (D. C. Luft, „Osiris-Hymnen. Wechselnde Materialisierungen und Kontexte. Untersuchungen anhand der Texte „C 30“ / Tb 181, Tb 183, „BM 447“ / Tb 128 und der „Athribis“-Hymne“, ORA, Tübingen Mai 2015).

Die Frage nach verschiedenen Nutzungsformen steht auch im Fokus der zweiten monographischen Untersuchung, die sich einem bisher vor allem theologisch ausgewerteten Text – Tb 175 – widmet (D. C. Luft, „Tb 175. Eine praxeologische Studie zu Spruch 175 des altägyptischen Totenbuches“, ORA, Tübingen (in Vorb.)), dessen hochkomplexe Einbindung in verschiedene Kontexte bis dato in der Forschung weitgehend ignoriert wurde. Die Ermittlung plausibler Verwendungsszenarien führte zu einer verstärkt differenzierten Betrachtung der Nutzungsformen des Materiales Papyrus und zur Diskussion über deren Erkennbarkeit anhand erhaltener Spuren.

Immer wieder stellt sich die Frage nach den Rekonstruktionsmöglichkeiten und        -mechanismen bei der Erfassung von Handlungszusammenhängen, in welche die Text-Objekte einst eingebunden waren. Allein die materiell erhaltenen Spuren an den Zeugnissen und textliche Hinweise liefern Informationen; allerdings müssen diese Spuren zu ebenfalls rekonstruierten gesellschaftlichen Vorstellungen und Strukturen in Beziehung gesetzt werden, um interpretierbar zu sein. Die materiellen und textlichen Spuren müssen dabei gewichtet, und Bereichen, über die sie Aussagen treffen können, zugeordnet werden. Jedoch finden sich Spuren unterschiedlicher Relevanz, und auch Widersprüche zwischen inhaltlichen Angaben und materiellen Hinweisen sind erkennbar. Letztere helfen allerdings auch, ein komplexeres, mehrschichtiges Modell der Verwendungsgeschichte zu zeichnen, indem sie Überreste anderer Kontexte darstellen können. (Vgl. die Arbeiten zu "Tb 175" und „Funerär und liturgisch“ sowie die MTK 1-Artikel „Kontext“ und „Bedeutung“ – vgl. die Publikationsliste unter d)).

b) Vorträge

„BD 183: An Osiris hymn of the deceased and yet, not a BD spell” (Daniela C. Luft)

Gehalten am 29. Feb. 2012 auf dem Third International Colloquium for Book of the Dead Studies, Bonn (ausgerichtet vom Totenbuch-Projekt des Ägyptologischen Institutes der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn).

Ausgehend vom Beispiel des Textes „Tb 183“ stellte der Vortrag eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der Definition von Totenbuchsprüchen dar. Diese Frage wurde in der ägyptologischen Forschung bislang vor allem anhand von Inhalt- und Genrefragen diskutiert und letztlich ohne Ergebnis aufgegeben. Der praxeologische Zugang ermöglichte demgegenüber jedoch neue Antworten und einen Definitionsvorschlag: Da sich, wie gezeigt werden konnte, das Corpus der Totenbuchsprüche auch historisch vor allem über Verwendung definierte, bietet sich die rekonstruierte Verwendung von Texten vorrangig vor Inhalten und Genrezugehörigkeiten als Indiz für die Zugehörigkeit von Texten zum Corpus an. Zudem erzeugt die Überlieferungssituation einen Filter in der Erkennbarkeit zugehöriger Sprüche, der ebenfalls funktional, nicht inhaltlich wirkt: Denn wenn Texte des Corpus allein außerhalb vom konkreten Medium „Totenbuch-Rolle“ erhalten sind, fehlen uns zumeist Hinweise auf deren Zugehörigkeit zum Corpus.

  • Dieser Vortrag wird in erweiterter Fassung veröffentlicht als Exkurs in D. C. Luft, „Osiris-Hymnen. Wechselnde Materialisierungen und Kontexte. Untersuchungen anhand der Texte „C 30“ / Tb 181, Tb 183, „BM 447“ / Tb 128 und der „Athribis“-Hymne“, ORA, Tübingen Mai 2015.
     

„Osiris hymns in context“ (Daniela C. Luft)

Gehalten am 21. Juli 2012 auf dem Symposium „Liturgische Texte für Osiris und Verstorbene im spätzeitlichen Ägypten. Beiträge zur schriftlichen Verwendung funerärer Rituale“, 18.–21. Juli in Freudenstadt (organisiert von B. Backes und J. Dieleman).

Der Umstand, dass viele altägyptische Texte im funerären wie im kultischen Bereich erhalten sind, führte zu einer eingehenderen, theoretisierenden Beschäftigung mit dem gegenseitigen Verhältnis dieser beiden Bereiche und deren interne Vernetzung. Hierbei konnte methodisch eine Unterscheidung zwischen funerär und liturgisch erreicht werden, die sich allein an der Verwendung orientiert. Aufhänger hierfür war die Frage von B. Backes im Konzeptpapier der Veranstaltung, ob die Unterscheidung zwischen funerären und liturgischen Texten gerechtfertigt sei oder ob komplexere Modelle zu entwerfen sind, die den Belegen gerechter werden.

Die bei der Rekonstruktion der Verwendungsgeschichte von Texten auftretenden Schwierigkeiten, welche u.a. durch die Überlieferungssituation bedingt sind, mündeten in eine Auseinandersetzung mit Rekonstruktionsmöglichkeiten und -mechanismen.

  • Dieser Vortrag wird in erweiterter Fassung veröffentlicht als D. C. Luft, „Funerär und liturgisch. Gedanken zur Verbindung von Inhalten, Funktionen und Verwendungsbereichen altägyptischer religiöser Texte“, in: B. Backes / J. Dieleman (Hgg.), Liturgical texts for Osiris and the deceased in Late Period Egypt. Collected papers of the colloquia at New York (ISAW), 6 May 2011, and Freudenstadt, 18 – 21 July 2012 (in Dr.vorb. für SSR, Wiesbaden 2015).
     

„From Files to Secret Knowledge. Ancient Egyptian Manuscript Culture on Papyri“ (J.F. Quack)

Gehalten bei der CSMC Konferenz „Manuscripts and Epigraphy“, Hamburg, 15.11. 2013.

Dieser Vortrag bietet für ein interdisziplinäres Publikum eine Zusammenstellung  wesentlicher Phänomene ägyptischer Handschriften (Papyri und Steininschriften). Besonderes Augenmerk wird auf Fragen des Layouts gelegt. Dabei wird vor allem betont, wie sehr Techniken der Administration komplexe Gestaltungsmuster mit sich bringen, etwa die Nutzung (mehrfach) gespaltener Kolumnen, um Satzelemente nur einmal zu schreiben, die gleichartig in mehreren Sätzen auftreten, oder die Nutzung von Tabellen sowie Ausrückung der Zahlen nach rechts für Abrechnungen. Es wird vorgeschlagen, dass anspruchsvollere Verfahren der Textstrukturierung literarischer Texte von solchen Praktiken inspiriert sind.

  • Eine Publikation in erweiterter Form unter demselben Titel ist für die Kongressakten vorgesehen.
     

„Ägyptische Listen und ihre Expansion. in Unterricht und Repräsentation“ (J.F. Quack)

Gehalten auf der Tagung „Die Liste. Ordnungen von Dingen und Menschen in Ägypten“, Wismar, 7.12. 2013 (organisiert  von S. Deicher und A. El Nassary).

Es wird präsentiert, inwieweit für didaktische Zwecke  Wissen teilweise durch einfache Listen vermittelt wird (z.B. Listen von Worten nach Sachkategorien), teilweise aber eine eingekleidete Methode bevorzugt wird, bei der z.B. Objektgruppen so präsentiert werden, dass es sich um Lieferungen handelt, um die sich ein Verwalter kümmern muss. In manchen Epochen scheint die eine, in anderen die andere zu dominieren. Ferner gibt es die Möglichkeit, im Interesse der Repräsentation Dinge, die auch als Liste präsentabel sind, etwa als Prozession von Gabenbringern auszuarbeiten, wobei die rasche Ablesbarkeit der Information allerdings nachlässt; manche Texteinheiten sind in beiden Formen real belegt.

  • Der Vortrag erscheint in etwas erweiterter Form als J.F. Quack, "Ägyptische Listen und ihre Expansion in Unterricht und Repräsentation", in: Deicher, S./Elnassari, A. (Hg.), Die Liste. Ordnungen von Dingen und Menschen in Ägypten, im Druck.
     

„Fieser Fluch oder gütliche Einigung? Das Rätsel des Holzobjekts ÄMUL 5512“ (J.F. Quack)

Georg Steindorff-Vortrag in Leipzig, 12.11. 2014

Gegenstand der Präsentation war ein kleines Holzobjekt der ägyptologischen Sammlung in Leipzig, das bislang in der Forschung wenig behandelt wurde. Im Vortrag konnte gezeigt werden, wie gerade die genaue Beachtung der Materialität des Artefakts bei der Interpretation wesentlich weiterhilft (z.B. Spuren von Einkerbungen an den Rändern, die bislang noch nicht bemerkt worden waren).  Es lässt sich plausibilisieren, dass Fragen der Genehmigung der Bestattung bzw. ein Disput darüber eine wesentliche Rolle spielen und dass die Auseinandersetzung innerhalb einer Gruppe enger miteinander verwandter Personen stattfand.

  • Eine Publikation in der Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumswissenschaften ist vorgesehen.

c) Tagungen / Workshops

Workshop „Erscheinungsformen und Handhabungen ‚Heiliger Schriften’“, 25.–27. Nov. 2011, IWH (Heidelberg)

Aus einem Arbeitskreis mit den Teilprojekten A03, A05, B02, B04, B07, C04 und C07 des SFB 933 entstanden.

Der Umgang mit „Heiligen Schriften“ sowie ihre materiale Präsenz stand im Fokus dieses Workshops, und nicht, wie so häufig, die konkreten Inhalte der Texte selbst. „Heilige Schriften“ sind auch Textträger, aus Materialien bestehend, die aufgrund ihrer beabsichtigten Verwendungsweise ausgewählt worden sind. Bereits diese verwendeten Materialien, aber auch die Art der Erstellung und der Beschriftung geben uns heute Hinweise auf ihre Nutzung und praktische Verwendung. Die Präsenz eines solchen Textträgers geht über eine räumliche Installation hinaus, indem sie seine Eingebundenheit in kulturspezifische bzw. gesellschaftlich normierte Handlungsbereiche mit berücksichtigt. Welche Handlungen wurden mit und an den Textträgern „Heilige Schriften“ ausgeführt, gab und gibt es hinsichtlich des Umganges mit ihnen Beschränkungen in den akzeptierten Handlungen und im Kreis der zum Umgang berechtigten Menschen? War ein solcher Text dazu gedacht, benutzt und gelesen, vielleicht in einem festen rituellen Rahmen nach spezifischen Bestimmungen verwendet zu werden oder war allein seine bloße Präsenz bereits der hauptsächliche Grund für seine Erstellung?

Was unter „Heiligen Schriften“ konkret zu verstehen ist, wurde dabei nicht ohne Grund zunächst relativ offen gelassen und ebenfalls zur Diskussion gestellt. „Heilige Schriften“, so der allgemeinste Konsens, sind im Außeralltäglichen zu verorten, deren Identifizierung in einer spezifischen Kultur zu einer bestimmten Zeit stark von den kulturspezifischen Eigenheiten abhängt. Ist es immer der Inhalt solcher Texte, der sie zu „Heiligen Schriften“ macht? Einerseits bedingt ihre „Heiligkeit“ einen besonderen Umgang mit ihnen, dessen konkrete Ausgestaltung mannigfaltige Formen annehmen kann. Andererseits tritt doch auch oft der konkrete Inhalt der Texte in seiner Bedeutung zurück, wenn vielmehr die Art des Schriftträgers und der Umgang mit ihm diesen erst zu einer „Heiligen Schrift“ macht (vgl. die derart verschiedenen Verwendungsformen der fünf Bücher Mose einmal als handgeschriebene Torahrolle mit strikten Vorschriften zu ihrer Erstellung und Handhabung als Ausdruck ihrer „Heiligkeit“, im Vergleich mit dem Umgang des gleichen Textes in typographisch vervielfältigten Büchern, die jedem zur Benutzung, zum Anfassen, zum Lesen offen stehen und auch im Vergleich mit handschriftlichen Codices, die bezüglich Exklusivität und restringiertem Zugang eine Mittelposition einnehmen).

Die Vorträge aus verschiedenen Fachrichtungen lieferten dabei mit einer Bandbreite an exemplarischen Beispielen aus verschiedenen Zeiten und Kulturen sowie mit allgemeinen Überlegungen die Grundlage der im Zentrum des Workshops stehenden Diskussion.

  • Publikation der Tagungsakten mittlerweile als Band 5 der Reihe „Materiale Textkulturen" als J. F. Quack / D. C. Luft (Hgg.), "Erscheinungsformen und Handhabungen Heiliger Schriften", Berlin/München/Boston 2014 im Verlag de Gruyter erschienen (www.materiale-textkulturen.de/publikationen.php unter MTK 5).
     

Internationales Symposium „Praktische Verwendung religiöser Artefakte“, 20.–22. September 2013, IWH (Heidelberg)

Tagung des Teilprojektes B02

Das international ausgerichtete ägyptologische Symposium „Praktische Verwendung religiöser Artefakte (Text- / Bildträger)“ nahm religiöse Text- und Bildträger des Alten Ägypten als materielle Objekte in den Fokus der Betrachtung. Teilnehmer bearbeiteten die Frage, inwieweit die Beschaffenheit solcher Objekte (d.h. ihre Aufzeichnungsformen, die Materialien, aus denen sie bestehen, und ihre räumliche Einbindung in größere Zusammenhänge) Aussagen ermöglicht über ihre Rolle in der religiösen Praxis.

Solche Text- und Bildträger  waren immer in einen Kontext eingebunden; die gesellschaftlich herrschenden Vorstellungen von religiöser Praxis bedingten ihre Erstellung und Verwaltung, sie hatten Funktionen zu erfüllen und besaßen für die damaligen Menschen kulturell bedingte Bedeutungen, die auch den Umgang mit ihnen regelten. Um diese heute oftmals verlorenen Kontexte, die Funktionen der Objekte und ihre Rolle in der religiösen Praxis wiederzugewinnen, wurde obiger Materialitätsansatz in seiner Tragfähigkeit diskutiert.

Dem Symposium kam eine Vorreiterrolle bei der Aufgabe zu, die Auseinandersetzung mit dem Materialitätsansatz stärker in den Fokus zu rücken, und durch die Verbindung der unterschiedlichen Erfahrungen ergaben sich vielfältige Anregungen für die Forschungsarbeiten in Heidelberg und eine dauerhafte Vernetzung der Teilnehmer des Symposiums. Die Tagung trug dazu bei, auch die verschiedenen Arbeitsbereiche der Ägyptologie stärker zu verbinden, deren unterschiedliche Herangehensweisen sich bei der Erforschung der ägyptischen Religion fruchtbar ergänzen können.

  • Eine Publikation der Tagungsakten ist in Vorbereitung als: J. F. Quack / D. C. Luft (Hgg.), "Schrift und Material. Praktische Verwendung religiöser Text- und Bildträger als Artefakte im Alten Ägypten“, Tagungsband zum internationalen IWH-Symposium „Praktische Verwendung religiöser Artefakte (Text- / Bildträger)“, Heidelberg; ORA, Tübingen.
     

d) Projekt-Publikationen

Joachim F. Quack / Daniela C. Luft

  • (Hgg.), „Erscheinungsformen und Handhabungen Heiliger Schriften“, Materiale Textkulturen Bd. 5, Berlin / München / Boston 2014.
    Abstract: Heilige Schriften als materielle Objekte stehen im Fokus dieses Buches. In welchem Zusammenhang stehen Gestaltungsweisen dieser Objekte und ihre Verwendung? Unterscheiden sich Heilige Schriften darin von anderen Objekten und ist es immer nur der Inhalt, der Heilige Schriften zu etwas Heiligem macht? In interdisziplinärer Kontrastierung werden neue Impulse für das Verständnis des Phänomens >Heilige Schriften< eröffnet (siehe www.materiale-textkulturen.de/publikationen.php unter MTK 5; dort sind die einzelnen PDFs des Bandes herunterladbar).
  • (Hgg.), „Schrift und Material. Praktische Verwendung religiöser Text- und Bildträger als Artefakte im Alten Ägypten“, Tagungsband zum internationalen IWH-Symposium „Praktische Verwendung religiöser Artefakte (Text- / Bildträger)“, Heidelberg; ORA, Tübingen (in Vorb.).
     

Daniela C. Luft

  • „Osiris-Hymnen. Wechselnde Materialisierungen und Kontexte. Untersuchungen anhand der Texte „C 30“ / Tb 181, Tb 183, „BM 447“ / Tb 128 und der „Athribis-Hymne", ORA, Tübingen Mai 2015. (Überarbeitung der Dissertation „Osiris-Hymnen. Textgeschichtliche, inhaltliche, formale und funktionsbezogene Untersuchungen von vier ausgewählten diachron belegten und kontextvariablen Beispielen nebst allgemeiner Betrachtungen“ (2011).
    Abstract: Osiris – ein Gott der Toten und ein toter Gott; von den Alten Ägyptern wurde er in zahlreichen Hymnen gepriesen und beschrieben. Diese Hymnen waren jedoch immer Gebrauchstexte, erschaffen mit der Absicht der Verwendung, erhalten aufgrund intentioneller Niederschrift. In dieser Studie spürt die Autorin die ehemaligen Verwendungsarten und Kontexte von vier Hymnenfamilien auf und zeichnet deren wechselvolle Geschichte in Form von Textbiographien nach. Dabei zeigt sie, wie Inhalte der Texte und deren Anbringung auf verschiedenen Materialien abhängig sind von den vorgesehenen Verwendungen und Funktionen. In Texteditionen und Synopsen werden die Hymnen mit ihren Varianten präsentiert. Der Nachweis, wie diese Hymnen zudem aus bereits bestehendem Textmaterial neu erschaffen wurden, macht sie zu faszinierenden Fallbeispielen für die Mechanismen religiöser Textproduktion der Alten Ägypter (siehe www.mohr.de/nc/theologie/schriftenreihen/detail/buch/osiris-hymnen.html).
  • „Tb 175. Eine praxeologische Studie zu Spruch 175 des altägyptischen Totenbuches“ (monographische Untersuchung), ORA, Tübingen (in Vorb.).
  • „Einleitung: Heilige Schriften und ihre Heiligkeit in Umgang und materieller Präsenz“, in: J. F. Quack / D. C. Luft (Hgg.), Erscheinungsformen und Handhabungen Heiliger Schriften, MTK Bd. 5, Berlin / München / Boston 2014, 3-38.
  • „Funerär und liturgisch. Gedanken zur Verbindung von Inhalten, Funktionen und Verwendungsbereichen altägyptischer religiöser Texte“, in: B. Backes / J. Dieleman (Hgg.), Liturgical texts for Osiris and the deceased in Late Period Egypt. Collected papers of the colloquia at New York (ISAW), 6 May 2011, and Freudenstadt, 18 – 21 July 2012 (in Dr.vorb. für SSR, Wiesbaden 2015).
    Abstract: There existed a strong affiliation between the ritual domains of the Osirian temple cult, mortuary liturgy, and the tomb by means of related text production. To understand the transference of texts between these domains and their varying functions in these contexts, it is necessary to differentiate between the contents of texts, their media, contexts, and functions. We have to separate the actual form of application (liturgic, funerary usage) from the actual texts with their content. Identifying a previous context is often only possible by means of discrepancies between what is said in the text and what was actually done in an attested context. Functions of texts in any given context can range from practical usage to social and ideological significance. To determine these functions, a text’s content is often more informative than its various attested contexts. One major problem is the fact that a text’s verbal content, its application, and its material and social settings are not equally informative to identify functions and meanings of an individual text witness.
  • "Wüthrich, Annik: Eléments de théologie thébaine: les chapitres supplémentaires du Livre des Morts (Wiesbaden 2010)", OLZ 108 (2013), 78-83.
  • „Einleitung. Schrift und Material“, in: J. F. Quack / D. C. Luft (Hgg.), Schrift und Material. Praktische Verwendung religiöser Text- und Bildträger als Artefakte im Alten Ägypten, ORA, Tübingen (in Vorb.).
  • „Kontext“ (zus. mit M. R. Ott u. Chr. Theis), in: Th. Meier / M. R. Ott / R. Sauer (Hgg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/München/Boston 2015, 101-112.
  • „Transzendieren“ (zus. mit Chr. D. Haß), in: Th. Meier / M. R. Ott / R. Sauer (Hgg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/München/Boston 2015, 665-676.
  • „Bedeutung“ (zus. mit Chr. D. Haß u. P. Miglus), in: Th. Meier / M. R. Ott / R. Sauer (Hgg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/München/Boston 2015, 71-86.
     

Joachim F. Quack

  • (zus. mit K. Ryholt), „The Carlsberg Papyri 11. Demotic Literary Texts from Tebtynis and Beyond“, Copenhagen (im Dr.).
    Abstract: Eine Vorlage von insgesamt 49 verschiedenen Handschriften aus insgesamt 15 verschiedenen Handschriftensammlungen. Im Zentrum stehen Papyri aus Tebtunis, relevante Parallelhandschriften anderer Herkunft sind aber ebenfalls berücksichtigt. Publiziert werden religiöse Texte (theologische Traktate, Aufforderungen zum Isislob, mythologische Erzählungen), Wahrsagepraktiken, Astronomie, Heilkunde, Ethnologie, Onomastika, Weisheitstexte und Erzähltexte.
  • "Die Namen des Horus und die Namen des Osiris", ORA, Tübingen (in Vorb.).
  • „Lobpreis der Gottheit und Hoffnung auf Beistand im spätramessidischen Ägypten. Eine Neubearbeitung der sogenannten ‚Gebete eines ungerecht Verfolgten’“, in: A. Grund / A. Krüger / F. Lippke (Hgg.), Ich will dir danken unter den Völkern. Studien zur israelitischen und altorientalischen Gebetsliteratur, Gütersloh 2013, 557–593.
  • „Anrufungen an Osiris als nächtlichen Sonnengott im Rahmen eines Königsrituals (pBerlin 23026)“, in: V. Lepper (Hrsg.), Forschung in der Papyrussammlung. Eine Festgabe für das Neue Museum, Berlin 2012, 165–187.
  • „Der Streit zwischen Horus und Seth in einer spätneuägyptischen Fassung“, in: I. Guermeur / Chr. Zivie-Coche (Hgg.), Parcourir l’éternité. Hommages à Jean Yoyotte, Bd. 2, Turnhout 2012, 907–921.
  • „Das Dekret des Amun an Isis. Papyrus Kairo CG 58034 + 58028“, in: J. Hallof (Hrsg.), Auf den Spuren des Sobek, Dettelbach 2012, 223-244.
  • „Die theoretische Normierung der Soubassement-Dekoration. Erste Ergebnisse der Arbeit an der karbonisierten Handschrift von Tanis“, in: A. Rickert, B. Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien. Die Soubassements in den Tempeln der griechisch-römischen Zeit. Soubassementstudien 1, SSR 7, Wiesbaden 2014, 17-27, Farbtafel I-VI.
  • „Ein Festlied aus Soknopaiou Nesos“, in: S. Lippert, M. A. Stadler, U. Jakobeit (Hgg.), Gehilfe des Thot. Fetschrift für Karl-Theodor Zauzich zu seinem 75. Geburtstag, Wiesbaden 2014, 89-94.
  • „Totenbuch und Getreideabrechnung“, in: D. C. Luft, J.F. Quack (Hrsg.), Erscheinungsformen und Handhabungen Heiliger Schriften, MTK 5, Berlin/New York 2014, 111-135.
  • „A new Demotic translation of (excerpts of) a chapter of the Book of the Dead”, JEA 100 (2014) (im Druck).
  • „Das Mundöffnungsritual als funerärer Text und als Tempeltext“, B. Backes / J. Dieleman (Hgg.), Liturgical texts for Osiris and the deceased in Late Period Egypt. Collected papers of the colloquia at New York (ISAW), 6 May 2011, and Freudenstadt, 18 – 21 July 2012 (in Dr.vorb. für SSR, Wiesbaden 2015).
  • „Die Geburt eines Gottes? Papyrus Berlin 15765a“, in: R. Nyord / K. Ryholt (Hgg.), Lotus and Laurel: Studies on Egyptian Language and Religion in Honour of Paul John Frandsen, Kopenhagen (im Dr.).
  • "Rohrfedertorheiten? Bemerkungen zum römerzeitlichen Hieratisch", in: U. Verhoeven (Hg.), Ägyptologische „Binsen“-Weisheiten I-II. Neue Forschungen und Methoden der Hieratistik. Akten zweier Tagungen in Mainz im April 2011 und im März 2013 (im Dr.).
  • „Edition“ (zus. mit K.Y. Petzold, J. Šimek), in: Th. Meier / M. R. Ott / R. Sauer (Hgg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/München/Boston 2015, 219-231.
  • „Holz“ (zus. mit L. Berkes, E. Giele, M.R. Ott), in: Th. Meier / M. R. Ott / R. Sauer (Hgg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/München/Boston 2015, 383-395.
  • „Leder“ (zus. mit A. Jördens, S. Kiyanradt), in: Th. Meier / M. R. Ott / R. Sauer (Hgg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/München/Boston 2015, 323-335.
  • „Papyrus“ (zus. mit R. Ast, A. Jördens, A. Sarri), in: Th. Meier / M. R. Ott / R. Sauer (Hgg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/München/Boston 2015, 307-321.
  • „Rezitieren, Vorlesen und Singen“ (zus. mit D. Cubelic und J. Lougovaya), in: Th. Meier / M. R. Ott / R. Sauer (Hgg.), Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken, MTK 1, Berlin/München/Boston 2015, 651-663.

e) Zweite Förderphase: Vorhaben – Kooperationen

Für die zweite Förderphase ist eine konsequente Fortführung und Weiterentwicklung des bisherigen Untersuchungsansatzes geplant. Dabei liegt der Schwerpunkt auch zukünftig auf einem bestimmten Komplex sozialer Praktiken, dem altägyptischen religiösen Feld, innerhalb dessen die unterschiedliche materielle und räumliche Situierung von ausgewählten Textzeugen und Bildern in den Fokus gerückt wird, ihre Präsenz und Wirkung in verschiedenen Kontexten und die beteiligten Institutionen und Akteure identifiziert und analysiert werden. Aufbauend auf den Ergebnissen der bisherigen Untersuchungen wollen wir ein verstärktes Augenmerk speziell auf die Vernetzung von Texten und Bildern innerhalb des religiösen Feldes, aber auch zu anderen gesellschaftlichen Bereichen richten.

Hierfür bietet sich die Auswahl von Texten/Bildern einer bestimmten Thematik, der Durchgangs- und Übergangssituation, an, wobei eine Ausweitung des Untersuchungsgegenstandes auf verschiedenste Textträger-Materialien und räumliche Einbindungen zu verschiedenen Zeiten erfolgt. Diese Tor- und Durchgangssprüche zeigen eine weite Verbreitung in verschiedenen Unterbereichen des religiösen Feldes wie auch darüber hinaus.

Schwerpunkte:

  • Gegenstand: Tor- und Durchgangssprüche /-Bilder.
  • Kartierung und Analyse von Vernetzung von Texten/Bildern zu Durchgangssituationen.
  • Vergleich von Durchgangssituationen in verschiedenen Gesellschaftsbereichen.
  • Verwendungsszenarien herausarbeiten.
  • Methodenreflektion.
  • Interdependenz von Vorstellungen und materieller Umsetzung.
  • Situierung und Übertragung; Untersuchung von Wirkung und Präsenz an Anbringungsorten.
  • Hinterfragung der Grenzen des religiösen Feldes, Untersuchung thematischer Vernetzung verschiedener Gesellschaftsbereiche:
  • Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Normierung gesellschaftlichen Umganges mit Übergangssituationen.
     

Kooperationen (Auswahl):

  • B01 u. C02: gemeinsamer Workshop.
  • C02: gemeinsamer Artikel zu Torbeschriftungen im Kulturkontrast.
  • INF: Visualisierung der Vernetzung.
  • A05: Arbeitsgruppe „Architektur und Schrift“.
  • A05, B09, C07: Schriftfunktionen.
  • C03: Grenzüberschreitungen (Artikel u. Workshop).

 

Subprojects of the 3rd Funding Period

A01 A02 A03 A05 A06 A08 A09 A10 A11 A12 B01 B04 B09 B10 B13 B14 B15 C05 C07 C08 C09 C10 INF Ö2 Z

 

 

Completed Subprojects

A01 A03 A04 B02 B03 B06 B07 B11 B12 C01 C02 C03 C04 C06 IGK Ö1

 

 

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